Horst Gauss

Der Schermulli ist tot !

Was das Gerüchtestreuen so alles bewirken kann, ist Inhalt dieser Story. Und da sich diese Geschichte tatsächlich so ähnlich zugetragen hat, müssen alle diejenigen, die sie quasi als Zeitzeugen erlebt haben, heute noch schmunzeln. Ich saß in meiner Stammkneipe "Sams Bistro" in der Kirchgasse 27 am Tresen und unterhielt mich mit dem Wirt so ganz allgemein über die Dinge des Lebens. Eher so beiläufig erzählte er mir, dass im 4. Stock wohl jemand gestorben wäre, da heute Morgen ein Leichenwagen vor dem Haus gestanden hätte. Auf meine Frage, wen es denn erwischt hätte, sagte Sam, das wisse er nicht so genau; wahrscheinlich wäre es ein Mann namens Schermali oder Schmulli, der schon lange in dem Haus gewohnt hätte. Ein anderer Gast am Tresen meinte ebenfalls, ihn gekannt zu haben. Der wäre ganz in Ordnung gewesen, hätte aber schwer Krebs gehabt, brachte er ein. Und ein weiterer Gast, der im Nebenhaus wohnte, ließ wissen, dass es sich dann wohl um diesen Mann aus dem 4. Stock handeln würde, der immer so nett war, ein ganz ruhiger Zeitgenosse. Aber hundertprozentig sicher wäre er sich da auch nicht. Oma Hilde aus dem Nachbarhaus saß mit ihrer Freundin an einem Tisch in der Ecke des Lokals und hörte wohl nur, dass es ums "Sterben" ging. Sie spitzte die Ohren - bei diesem Thema wurde sie nämlich immer sehr munter -, und mischte sich auch prompt in das Gespräch ein: "Der ist mir doch immer beim Einkaufen begegnet", und mit sichtlich betroffener Miene fügte sie hinzu: "Das ist aber schade, dass der jetzt tot ist. Das war ein ganz lieber Mensch. Letzte Woche hab' ich ihn noch gesehen! " Inzwischen hatte ein weiterer Stammgast das Lokal betreten, bekam mit, dass angeblich jemand gestorben sei, und steuerte bei, dass auch er gehört habe, dass ein Sarg aus dem Haus getragen worden wäre. Und wieder ein anderer meinte, dass derjenige Schmilli oder so ähnlich geheißen habe. Keiner der Anwesenden kannte den angeblich Verstorbenen näher, aber dann betrat Emil aus dem Hinterhaus die Gaststube. "Wenn das der ist, den ich meine, dann kann das nur der Schermulli sein! Ein prima Typ, erst 50 Jahre alt - mit dem hab' ich früher mal im Kirchenchor gesungen. Aber der hat nicht im 4., sondern im 2. Stock gewohnt! " Jetzt erinnerte sich auch Sam, dass der Mann öfter mal in seinem Lokal war. Der wohnte aber nicht im 2. oder 4., sondern im 3. Stock, war immer sehr zurückhaltend, trank sein Bierchen, steckte ab und zu Geld in den Spielautomaten und ging meist nach circa einer Stunde wieder. "Der soll tot sein? ", fragte er ungläubig in die Runde. Es wurde weiter über den Mann spekuliert, den alle nur flüchtig gekannt hatten, und auch die Stammgäste, die danach kamen, trugen ihre Meinung zu dem bedauerlichen Todesfall bei. Schließlich wollte Sam es genau wissen. Er kam hinter dem Tresen hervor, ging zur Haustür, die sich neben dem Eingang seines Lokals befand, und las an den Schildern die neben- bzw. untereinander stehenden Namen ab: Schäfer, Grimm, Schulze und auch Schermulli. Tja, dann war er es wohl doch gewesen! Sam eilte wieder hinter seinen Schanktisch und teilte den Gästen mit: "Ich weiß jetzt, wer gestorben ist! Schermulli hieß er, und er wohnte im 1. Stock im Vorderhaus! " Demnach war es der Schermulli aus dem 1. Stock, Kirchgasse 27, und alle bedauerten es sehr, dass er nun nicht mehr unter den Lebenden weilte. Bald darauf hatte sich das Thema erschöpft und man ging wieder zur Tagesordnung über. Als ich nach Hause ging, musste ich jedoch an den vermeintlich Verstorbenen denken. War es wirklich der Mann, den ich erst letzte Woche eher zufällig kennen gelernt hatte? Und der, wie er mir sagte, in diesem Haus wohnte?! - Wir hatten miteinander Billard gespielt, er erzählte mir von seinem Urlaub in Spanien, und dass er frisch verliebt sei und so happy wäre. "Schade um diesen netten Mann", sinnierte ich. "Aber so ist halt das Leben! Den Tod muss man immer einkalkulieren - da gibt's nun mal kein Vertun! "

Als ich am nächsten Tag in "Sams Bistro" kam, lag eine Sammelliste für den Schermulli auf dem Tresen. Sam hatte dem vielfachen Wunsch seiner Gäste entsprochen, für einen Kranz zu sammeln. Sieben Namen standen bereits auf der Liste. Die Beträge waren nicht großartig - drei Mark, fünf Mark, einer hatte sogar zehn Mark gegeben. Ich wollte nicht pingelig sein - immerhin hatte ich den Schermulli ja auch gekannt -, und spendierte ebenfalls zehn Mark. Der liebenswerte Schermulli sollte ein angemessenes Begräbnis bekommen, und ich fand es richtig, dass die Stammgäste dazu so bereitwillig beitrugen. Wieder wurde über Schermulli gesprochen, immer mehr Gäste trugen sich in die Liste ein, und zu fortgeschrittener Stunde beschlossen einige sogar, dass sie dem Schermulli die letzte Ehre auf dem Friedhof erweisen wollten. Ich empfand ganz stark, dass durch Schermullis Tod plötzlich ein echtes "Wir-Gefühl" entstanden war, das es so vorher nicht unter den Gästen gegeben hatte. Und Sam konnte sich über den Umsatz an diesem Abend nicht beschweren. Überdies schien er zu überlegen, dass sich da etwas zusammenbrauen ließ, und dass er die Gunst der Stunde nutzen musste. In anderen Kneipen traf sich eine Fußballmannschaft oder ein Dartclub zwecks Gemeinschaftsgeist, und er meinte wohl, hier einen "Beerdigungsclub" - wenn auch nur vorübergehend - ins Leben rufen zu können. Schließlich notierte er mit Genugtuung, dass er mit der Sammelkasse und der damit verbundenen "Schermulli"-Story die Gäste in sein Fangnetz holen konnte - zumindest für einen gewissen Zeitraum. Fürwahr seltsame Gedanken, mit denen Sam sich da beschäftigte. Als ich am nächsten Tag "Sam's Bistro" betrat, hatte Sam einen schwarzen Anzug an. Er empfing mich mit geheucheltem Trauerblick, zeigte aber stolz auf die Sammelliste, auf der nunmehr 14 Namen standen, und dazu ein ansehnlicher Betrag von 150 Mark! Sein Konzept hatte sich also als erfolgreich erwiesen: das Bedürfnis der Gäste nach immer neuen "Schermulli"-Stories führte zu einem höheren Umsatz, und so spielte er seine Rolle perfekt. Allerdings war er sich nicht so ganz sicher, ob der Schermulli nun wirklich gestorben war - es wäre doch gar zu peinlich, wenn er plötzlich zur Tür hereinkäme. Doch diesen Gedanken verdrängte er sogleich wieder und ließ seiner Fantasie stattdessen freien Lauf mit immer neu erfundenen "Schermulli"-Begebenheiten, die immer interessanter und geradezu unglaublich wurden. Er verstand sich ja schon immer gut darauf, Anteilnahme und Mitgefühl bei seinen Gästen zu erwecken, und er war natürlich sehr motiviert bei seinem bombastisch gestiegenen Umsatz. Sam verkündete dann auch ganz feierlich den Beerdigungstermin - am nächsten Donnerstag um 10.00 Uhr am Hauptfriedhof -, und ich war erstaunt, dass sieben Gäste ihre Teilnahme bereits zugesagt hatten. Natürlich wollte auch ich da nicht fehlen und trug mich gleichfalls als Trauergast ein. Ein Mann, der nur selten ins Lokal kam, erfuhr somit auch vom Ableben des Schermulli. Er hatte ihn zwar nicht gekannt, aber er meinte, dass er sich selbstverständlich an den Kosten für den Kranz beteiligen würde und gab zehn Mark in die Sammelkasse. Sam regte daraufhin an, dass sich nach der Beerdigung alle Trauergäste bei ihm treffen sollten, um noch einmal auf den Verstorbenen anzustoßen. Ein Frühschoppen an einem Donnerstag wäre zwar nicht gerade üblich, aber es ginge ja schließlich darum, einem in diesem Kreis überaus geschätzten Toten die letzte Ehre zu erweisen. Jetzt hatten sich schon 15 Gäste zusammengefunden, die dem Trauerzug folgen wollten, und je mehr über das Ereignis gesprochen wurde, um so mehr Leute gaben etwas in die Sammelkasse. Und je mehr getrunken wurde, um so mehr Namen standen auf der Liste, sodass zu später Stunde sage und schreibe 23 Trauergäste zu der Beerdigung kommen wollten. Eine großartige Anteilnahme für einen Mann, den ja eigentlich niemand so richtig gekannt hatte - zudem wusste man ja auch gar nicht ganz genau, ob er denn nun wirklich gestorben war. Fortan tat Sam so, als wüsste er alles über den armen Schermulli, und er verstand es allerbest, dem "Schermulli"-Stoff immerzu neue Stories anzudichten. Mit leidvoller Miene und einem zweckdienlichen Spruch legte er allen, die das Lokal betraten, die Sammelliste vor, und es fehlte nur noch - um die Inszenierung perfekt zu machen -, dass er mehrmals täglich Gedenkminuten für den bedauernswerten Schermulli eingelegt hätte. Doch dafür reichte sein berechnendes Kalkül dann "Gott sei Dank! " doch nicht. Sam hatte sich so sehr in den "Schermulli"-Trauerfall hineingesteigert, dass er wohl schon selbst an sein Fantasiegebilde glaubte; er blühte geradezu auf, denn nie zuvor hatte er solch ein gutes Geschäft gemacht wie in diesen "Schermulli"-Tagen. Wahrscheinlich wünschte er sich insgeheim, dass es in jedem Monat einen Todesfall in der Nachbarschaft geben würde, damit sein Bistro - das ansonsten nicht so gut besucht war - mehr Zulauf bekam. Doch unweigerlich nahte der Beerdigungstag, und nicht ohne Grund befürchtete er, dass sein "Schermulli-Glück" mit einem Mal beendet sein würde und er sein Machwerk fortan nicht mehr als Zündstoff nutzen konnte. Denn die angebliche Beerdigung an jenem Donnerstag war ihm von einem der Gäste zugetragen worden und das ganze Drumherum kam ja auch nur durch das spekulative Gerüchtemachen zustande. Klartext: Er hatte diesen Termin festgelegt, ohne sich nach der Richtigkeit der Sachlage zu erkundigen, und sich, da andauernd über Schermullis Beerdigung gesprochen wurde, veranlasst gefühlt, immer wieder einen neuen Akzent ins "Schermulli"-Thema zu setzen, damit die Wirkungskraft nicht nachließ. Er erzählte seinen Gästen aber auch Sachen ... - demnach war der Schermulli nicht nur ein guter, sondern ein heldenhafter Typ!

An dem besagten Donnerstag also, morgens um 9.30 Uhr, trafen sich neun Gäste vor "Sam´s Bistro" - unter anderem ich! -, die zur Beerdigung gehen wollten, aber nicht 23, die sich zu diesem Gruppenerlebnis angemeldet hatten. Einige der Anwesenden hielten dann auch mit ihrer Meinung nicht zurück, dass sie diejenigen, die sich in die Liste eingetragen hatten und nicht gekommen waren, für unzuverlässig hielten. Das sei unkameradschaftlich ... - aber es gab halt immer welche, die das große Maul führten und dann, wenn's drum ging, den Schwanz einzogen. Nun ja, neun Trauergäste für einen Verstorbenen, den alle nur flüchtig kannten, war dennoch lobenswert. Sam hatte ganze Arbeit geleistet: Mit zwei Autos fuhren die "Schermulli"-Trauergäste zum Hauptfriedhof. Aber allmählich wurde es ihm etwas mulmig zumute. Denn er hatte noch keine Ahnung, wie er ihnen den Bluff beibringen sollte. Langsam, mit angemessen kummervollen Mienen, schritten die Trauergäste zu der kleinen Kapelle, und Sam wurde immer nervöser. Sollte er sich schnell noch davonmachen, um sich dieser peinlichen Situation zu entziehen?! Andererseits war er in Gedanken schon bei der anschließenden Trauerfeier in seinem Lokal, und da musste er seine Gäste doch bei Laune halten. Doch dann kam ihm zum Glück doch noch eine grandiose Idee! Und zwar, als sie an der Kapelle auf der Anschlagtafel vergeblich nach dem Namen Schermulli suchten. Um zehn Uhr wurde nämlich ein Karl Mick beerdigt, aber kein Schermulli. Sam tat entrüstet - nebenbei bemerkt: er spielte seine scheinheilige Rolle hervorragend. Er nahm keine Rücksicht auf den friedlichen Ruheort und schimpfte lauthals über die Friedhofsleitung, die ihm angeblich eine falsche Auskunft bezüglich des Termins der Beerdigung gegeben hatte. Er ging zu den Leuten, die den Leichnam des Karl Mick zu Grabe tragen wollten, und fragte sie, ob es denn nicht möglicherweise doch der Schermulli sei, den man hier und jetzt beisetzen würde. Doch alle verneinten dies, und auch der Herr Pfarrer wusste nichts von einem Schermulli. Sam war untröstlich - so kam es den Trauergästen jedenfalls vor. Auch sie waren der Meinung, dass er arglistig getäuscht worden war. Aber sie empfanden es letztlich dann doch nicht so tragisch, dass sie bei Schermullis Beerdigung nicht zugegen sein konnten, denn so gut hatte ihn ja keiner von ihnen gekannt. Einer meinte sogar, dass Sam vielleicht den Friedhof verwechselt haben könnte, und Sam war sicherlich froh über diese neue Variante, die ihm da eröffnet wurde. Natürlich hatte er den Friedhof verwechselt, behauptete er dann auch prompt, und scheinbar wunderte er sich, dass er darauf nicht selbst gekommen war. Alle erklärten sich dann damit einverstanden, jetzt nicht mehr zu dem anderen Friedhof zu fahren, sondern es bei dieser Exkursion zu belassen - schließlich hätten sie damit ja schon ihren guten Willen gezeigt. Sie beschlossen also, in "Sam's Bistro" zu fahren, und je näher sie dem Friedhofseingang kamen, um so redseliger wurden sie. Einige lachten sogar; sie nahmen es recht locker, als einer meinte, dass man sie wohl verarscht hätte, und Sam tat so, als wäre er höchstpersönlich davon betroffen. Als die Trauergäste ins Bistro kamen, war die Bude voll! - Sam konnte es gar nicht fassen. Waren alle diese Gäste etwa wegen der Trauerfeier Schermulli gekommen?! Er zog sein schwarzes Jackett aus und hatte nun reichlich zu tun! Zwei der Gäste kamen zu ihm an den Tresen und entschuldigten sich bei ihm, da sie den Beerdigungstermin versäumt hatten; einer sprach ihm sogar sein Beileid aus. Das war Sam allerdings doch etwas peinlich; er verzog sein Gesicht zu einer Grimasse, die anscheinend seine Seelennot und gleichzeitig seine Verärgerung darüber ausdrücken sollte, dass er seine Trauerarbeit nicht gebührend und gründlich genug ableisten konnte. Er schaute mit verlegenem Blick erst zur Decke und dann auf den Boden und nahm die Anteilnahme, die ihm ja eigentlich gar nicht zustand, nun wohl doch mit eher gemischten Gefühlen entgegen. Denn irgendwie musste er sich ja nun aus der Affäre ziehen - aber wie?! Doch bevor Sam sich diesbezüglich etwas einfallen lassen konnte, erhob sich ein Gast, der mit auf dem Friedhof war, und bat mit belegter Stimme, aber laut vernehmlich um Ruhe. Alle hielten daraufhin ihren Mund. Er erklärte allen Gästen noch einmal die fatale Verwechslung des Friedhofs, und dass es sehr bedauerlich wäre, dass der Schermulli nun ohne ihr Beisein unter die Erde gekommen wäre. Dabei fixierte er Sam, der, aufgrund dieser Aufmerksamkeit, immer hektischer reagierte. Der Redner brachte dann aber nur zum Ausdruck, dass es ihm für Sam, der sich doch so selbstlos engagiert hätte, besonders Leid täte. Trotz - oder wegen - dieses Missgeschicks, so forderte er die Anwesenden auf, sollten alle jetzt noch einmal an den verstorbenen Schermulli denken, und um das Ganze zu einem würdigen Abschluss zu bringen, bat er sie, sich gleichfalls zu erheben und eine Gedenkminute für die gute Seele des Schermulli einzulegen. Manche zögerten zuerst, doch dann erhoben sich alle. Das durfte doch nicht wahr sein! - Da standen dreißig erwachsene Leute mit gefalteten Händen in einer Kneipe und gedachten eines Mannes, den sie kaum gekannt hatten. Und danach kamen einige der Gäste zu Sam an den Tresen, um ihm ihr Mitgefühl zu vermitteln. Sam beteuerte, dass er doch gar kein Angehöriger oder Bekannter von Schermulli war, dass ihm der ja auch nur flüchtig bekannt war. Aber er war nun mal der Organisator der "Schermulli"-Trauerfeier. Die Leute beruhigten sich, und so allmählich kehrten sie wieder zum alltäglichen Einerlei zurück - sie spielten Billard oder Karten oder unterhielten sich über Geschehnisse, die in den letzten Tagen zu wenig berücksichtigt wurden. Das "Schermulli"-Trauerspiel gehörte somit schon fast der Vergangenheit an. Seitdem war eine Woche vergangen. Sam hockte in seiner Kneipe hinter dem Tresen und war, um sich die Zeit zu vertreiben, mit einem Kreuzworträtsel beschäftigt. Nun trauerte er doch etwas der "Schermulli"-Zeit hinterher, als die Gäste nur so in sein Lokal geströmt waren, um immerzu mit neuem Gesprächsstoff über den verstorbenen Schermulli versorgt zu werden. Außerdem war dieses Gemeinschaftsgefühl für seine Kasse überaus wohltuend gewesen. Er überlegte, was er tun könnte, um bei seinen Gästen noch einmal solch ein nachhaltiges Interesse zu erwecken. Dabei fielen ihm die perfidesten Sachen ein: vom spektakulären Todesfall im Nachbarhaus, den er vielleicht sogar mit einem Mord in Verbindung bringen konnte, bis zur Vergewaltigung der bildhübschen Tochter des Hausmeisters. Doch so überzeugend erschienen ihm diese Hirngespinste dann aber doch nicht, und letztlich konnte ihn eine Verbreitung solcher Gerüchte ja auch in arge Schwierigkeiten bringen. Da betrat der nette, immer so ruhige Mann aus dem 1. Stock im Vorderhaus, den man schon länger nicht mehr gesehen hatte, die Gaststube, setzte sich an einen Tisch in der Nähe des Spielautomaten und bestellte sich - wie immer - ein Bier. Sam war fassungslos! Und er wusste auch gar nicht, was er sagen sollte, als der ihn fragte, wer denn in der letzten Woche gestorben sei, da sich doch am vergangenen Donnerstag einige seiner Gäste morgens hier getroffen hätten, um zu einer Beerdigung zu gehen. Sam stammelte und stotterte, ihm wurde abwechselnd kalt und heiß. Wie der Mann hieß, brauche ich Ihnen wohl nicht zu sagen!