Horst Gauss

Auch ein Jubiläum: 20 Jahre Mäuseturm !

Der Mäuseturm

Es war einmal .... und ist auch heute noch so!

Auch ein Jubiläum ... „20 Jahre Mäuseturm“

Was immer man auch darunter verstehen mag, es soll heute hier erwähnt werden, das 20-jährige Jubiläum eines kleinen Zimmers im Länderweg 27, ähnlich einer Abstellkammer, gerade mal ganze 12 Quadratmeter groß, aber für den CSC damals wie heute, so wichtig. Immerhin kann man ein Bett, einen Schrank, einen Stuhl und wenn man artistische Verrenkungen in Kauf nimmt, sogar einen Kühlschrank dort unterbringen. Das Zimmer wurde 1971 für den damaligen CSC-Boxer, Dieter Schütze, angemietet, der jedoch in letzter Minute noch etwas besseres und komfortableres fand und dem somit das „Mäuseturm-Erlebnis“ erspart blieb. Da die kleine Kammer, in der vielleicht ab und zu mal ein Mäuschen gesichtet wurde (daher vielleicht der Name „Mäuseturm“) nun mal angemietet war und da sie auch nicht zu teuer war, blieb sie einfach im CSC-Besitz und sollte über 20 Jahre hinweg so manchen Boxer beherbergen. Der erste war Jimmy Schmitz, der Deutsche Junioren-Meister aus dem Jahr 1972. Jimmy lebte dort ein Jahr lang. Der Weg zur Sportschule im Südbahnhof war nicht weit. Dort konnte er wenigstens duschen. Nur mit der Toilette gab es ständig Probleme. Die lag nämlich einen Stock höher im Zwischengeschoss und schnell hatte sich bei Sachsenhausens Pennern herum gesprochen, dass man dort ohne Probleme seine Notdurft verrichten konnte. Als Jimmy nicht mehr richtig trainieren und boxen wollte, zog es ihn von Frankfurt und vom Mäuseturm fort. Slavko Kekic, der talentierte CSC-Halbschwergewichtler, der einmal Markus Bott so schwer k.o. geschlagen hatte, lebte fast ein Jahr lang im Mäuseturm und war eigentlich rundum zufrieden. Da Slavko ein „Großes Herz“ hatte, ließ er auch seine armen Kollegen dort mit übernachten, die allesamt Schlüssel für den Mäuseturm hatten und dort wie zu Hause in Jugoslawien ein und aus gingen. Der Nächste war dann CSC-Boxer Ahmed Kamboa, der kleine Marokkaner, dem sofort die Freundin weglief, als er ihr zumutete mit ihm dort zu nächtigen. Ahmed verstand die Welt nicht mehr. Auch beschwerte er sich öfters, dass mitten in der Nacht plötzlich Fremde zu ihm ins Zimmer kämen um dort zu übernachten. Also wurde das Schloss ausgewechselt und es herrschte Ruhe im Mäuseturm. Als Ahmed Deutschland verließ, er musste für seinen geliebten König Hassan in den Krieg ziehen (dabei wäre er so gern im Mäuseturm geblieben) gab es zunächst keinen Nachfolger, zumindest keinen, der vom CSC eingewiesen wurde. Dafür wohnte aber ein ganzes Jahr lang „Fuzzy“, Sachsenhausens Edel-Penner im Mäuseturm, ohne dass jemand etwas davon wusste. Er verschaffte sich jeden Abend Einlass durch´s Fenster. Diese nicht genehmigte Einmietung flog auf, als der kleine nigerianische CSC-Boxer Smart dort einziehen wollte und er erst einmal den volltrunkenen Fuzzy rausschmeißen musste. Der suchte sich dann ein neues Quartier am Lokalbahnhof. Smart lebte viele Jahre glücklich und zufrieden im Mäuseturm. Noch heute schreibt er an den CSC Briefe: „Lieber in Deutschland im Knast oder Mäuseturm, als in Nigeria in Freiheit“! Smart war ein Lieber, nur bekam er ab und zu Ärger mit den Hausbewohnern, weil er sich so seltsam riechende nigerianische Gerichte kochte (Schlangenfraß). Unvergessenes Erlebnis aus jener Zeit, als Ulf Rausch an einem eiskalten Sonntag morgen Smart zum Boxen abholen wollte. Smart hatte verschlafen, öffnete das Fenster und wollte nun absolut nicht mit zur Sporthalle Süd fahren. Rausch wurde böse und kündigte Konsequenzen an. Da schrie Smart wütend den Sportwart an: „Du kannst mich mal am A......“! Mit einem Schlag schlug Smart das Fenster zu und siehe da, die Strafe folgte auf den Fuß! Die Scheibe zerbarst in 1000 kleine Splitter und es war doch so bitter kalt. Da half auch die Heizung nicht mehr, es war eiskalt im Mäuseturm. Smart blieb gar nichts anderes übrig, als seine Sporttasche zu packen und mitzufahren. Wutentbrannt boxte er dann auch und schlug den Nürnberger Hopf in einem seiner besten Kämpfe nach Punkten. Es gibt also verschiedene Möglichkeiten, einen Boxer zu motivieren.

Als Smarty Deutschland in Richtung ungeliebte Heimat verlassen musste, seine Papiere waren nicht mehr in Ordnung, zog „Albanier-Jonny“ im Mäuseturm ein. Jonny, noch heute in Sachsenhausen bekannt wie ein bunter Hund, schlief zwar selten dort, dafür aber seine gesamte Verwandtschaft, die flugs aus Albanien gekommen war und nun einen Wohnsitz nachweisen konnte. Oftmals schliefen nun im komfortablen Mäuseturm 3 bis 4 Verwandte, Mutti, Omi und auch der Bruder. Ja, böse Zungen behaupten sogar, dass ab und zu bis zu 8 Personen im Mäuseturm wohnten und schliefen, allerdings dann schichtweise. Dieses bunte Treiben hatte ein jähes Ende, als eines Tages der Hausbesitzer „berechtigte Bedenken“ anmeldete. Nur mit Mühe gelang es, die Kündigung zu vermeiden. Doch damit nicht genug. Der Mäuseturm, der sich wie ein roter Faden durch die CSC-Geschichte zieht, schreibt auch weiterhin Geschichte. Zur Zeit leben dort zwei lustige Gesellen, nämlich die CSC-Boxer Ali und Fiaz. Sie sind zwar nicht glücklich und zufrieden im Mäuseturm, aber was will man machen, wenn die Wohnungsnot so groß in Deutschland ist. Doch die Jungs sind geduldig und hoffen auf bessere Zeiten. Vielleicht ist es für sie ein kleiner Trost, wenn sie daran denken, welch illustre Gesellschaft sich hier schon tummelte. Also „Ring Frei